0
Dein Warenkorb ist noch leer

Emotionen hinter dem Foto

„Soll ich den Regen mit dem B- oder dem C-Strahlrohr machen? So der Feuerwehrmann von der Drehleiter aus ca. 10 Meter Höhe.

Die Frage trifft mich völlig unerwartet. Natürlich habe ich darauf keine Antwort. Ich bin ja weder ein Feuerwehrmann, noch hatte ich zu diesem Zeitpunkt jemals HipHop-Tänzer im Regen fotografiert.

Emotionen hinter dem Foto

Dennoch rufe ich ihm zu: „Nimm das C-Rohr, das macht einen schöneren Regen!“ Zu entscheiden ohne (lange) darüber nachzudenken gibt mir Sicherheit.

Sicherheit aber auch für die insgesamt ca. 30 Beteiligten: Feuerwehr, Tänzer, Kameraleute und Helfer. Sie alle haben sich mir für das Projekt BE A BEAT! anvertraut und brennen darauf ihr Bestes zu geben. Leidenschaft.

Mit der selben Leidenschaft hatte ich Wochen zuvor die Tänzer für meine Bildidee begeistert. Meine bislang größte fotografische Herausforderung!

Ideengeber, Planer, Organisator, Regieseur und natürlich Fotograf, alles in einer Person. Bei der Dimension des Fotoprojekts sind Probleme vorprogrammiert. Mein Anspruch: Probleme lösen – schnell und kreativ!

Nun ist es soweit, es dämmert. Die Scheinwerfer der PKW’s werden eingeschaltet und sorgen für ein kontrastreiches Gegenlicht. Über Funk höre ich ein kräftiges „Wasser marsch!“ und der künstliche Regen prasselt von der Drehleiter herunter. Der Feuerwehrmann macht einen zufriedenen Eindruck. Ich auch. Ein schöner Regen.

Alle sind auf ihrer Position und hoch konzentriert. Die Videodrohne schwebt über meinem Kopf, als ich meine D800 in den Anschlag nehme und sich auf mein Zeichen die großartige HipHop-Gruppe DOPE SKIT zu Weltsongs von Michael Jackson in Bewegung setzt. Beeindruckend!

Schon schnell ist mir klar, dass die 6.000 Watt Lichtleistung bei Weitem nicht ausreichen. Denn ich benötige eine kurze Verschlusszeit, um die schnellen Bewegungen der Tänzer einzufrieren und eine geschlossene Blende, um ausreichend Tiefenschärfe im Bild zu haben. 12.000 Watt wären jetzt genau richtig. Also schraube ich sukzessive die ISO-Empfindlichkeit bis ca. 2.500 nach oben. Improvisieren!

Dann drücke ich aufgeregt den Auslöser. Pro Sekunde werden sieben Fotos mit je 36MP Auflösung auf die Speicherkarte gefeuert – ein Wunderwerk der Technik. Physikalische Grenzen scheinen außer Kraft gesetzt. Der Schein trügt! Nach einiger Zeit verstummt das Klicken und meine NIKON ringt mit dem riesigen Datenpaket. Rien ne va plus, nichts geht mehr! Wie viele Sekunden es sind bis die Kamera wieder einsatzbereit ist kann ich nicht sagen. Es kommt mir aber wie eine Ewigkeit vor. Ernüchterung!

Ich behalte die Nerven und belasse meine D800 im Anschlag und vermittle so allen Beteiligten das Gefühl, dass ich am Ball bin. Unmöglich kann ich das Shooting jetzt abbrechen. Alle Beteiligten geben ihr Bestes, bei widrigen Temperaturen.

Irgendwann ist die Kamera wieder einsatzbereit, die Tänzer haben aber schon einen großen Teil ihrer Choreo absolviert. Die Fotoausbeute ist nach diesem Durchgang bescheiden. Gleichzeitig wird mir bewusst, dass ich die Tänzer nicht ewig den kalten Temperaturen aussetzen kann. Denn sie werden zudem mit eisigem Wasser beregnet, welches die Feuerwehr aus einem Tiefbrunnen ansaugt. Warum habe ich das Shooting eigentlich nicht im Sommer gemacht? Zweifel!

„Nächster Durchgang!“ Dabei schaue ich auf mein Kameradisplay und rufe den HipHopern mit erhobenem Daumen zu: „Große Klasse, das geht aber noch besser!“ Sicherheit vermitteln!

Nach mehreren Durchgängen habe ich dann ein Gespür für die imposantesten Tanzszenen und vor allem für die Leistungsfähigkeit bzw. Grenzen der Technik.

20-30 Minuten später sind die Körper der HipHoper ausgekühlt. Die Motivation aber immer noch ungebrochen. Auch ich könnte noch weitere 1.000 Fotos schießen, zur Sicherheit. Ich tanze ja aber nicht halbnackt im eiskalten Regen und die Anspannung hält mich zudem warm.

Ein letztes Mal die Bilder auf dem (viel zu kleinen) Kameradisplay checken. Alle Beteiligten warten gespannt auf meine Bewertung. Daumen hoch! Stolz und mit einem zufriedenen Lächeln bedanke ich mich bei diesem großartigen Team. Geschafft!

Die Feuerwehr rollt die Schläuche zusammen, die Kameramänner versorgen ihr Equipment, die Tänzer legen die nassen Kleider ab und ich die Anspannung.

Zuhause angekommen übertrage ich die Fotos auf den Computer, obwohl sich Erschöpfung breit machen möchte. Spannung!

Habe ich die richtigen Szenen eingefangen? Sind die Fotos scharf? Passt das Licht? Habe ich interessante Perspektiven ausgewählt?

Die ersten Fotos erscheinen in hoher Auflösung auf meinem Monitor. Die 100%-Ansicht gibt gnadenlose Klarheit. Eine kleine Auswahl an Fotos erfüllt aber meine (hohen) Ansprüche. Schlafen geht jetzt aber nicht. Aufgewühlt!

Bis in die Nacht bearbeite ich voller Euphorie noch das erste Foto: Dann bin ich erfüllt und glücklich und hundemüde.

Tage später bekomme ich dann das geschnittene Making-Of-Video von Mario präsentiert. Er und die Kameraleute haben ganze Arbeit geleistet. Ich bin sehr dankbar für diesen beeindruckenden Clip. Er gewährt mir eine ganz neue Perspektive auf BE A BEAT! und lässt mich dieses Ereignis nochmals als Zuschauer erleben – immer und immer wieder. Wertvoll!

Es sind diese beschriebenen Momente, die für mich den Reiz der Peoplefotografie ausmachen. Es ist für mich eine Bereicherung mit so vielen großartigen Menschen arbeiten zu dürfen.

Ich hoffe sehr, dass es mir geglückt ist, euch mit diesen Zeilen etwas von der Emotion und Leidenschaft des Projekts zu vermitteln. Der Videoclip wird euch sicher noch weitere schöne Eindrücke geben:

https://www.youtube.com/watch?v=VtvdhOLlvJM

Habt Mut zur Umsetzung eurer eigenen Ideen – abseits der Komfortzone!

Auf euer Feedback freue ich mich.

4 Kommentare

  1. Hallo Thomas,
    bin beim surfen hier auf der Seite gelandet und habe mir gerade das Video angeschaut. Es ist mir schleierhaft, warum hier in den Kommentaren noch nicht so etwas wie „Grandios“, „Phänomenal“ oder ähnliches steht. Dann mache ich das jetzt: „absolut Grandios und Phänomenal. Respekt, tolles Ergebnis.
    Liebe Grüße
    Thorsten

  2. Hallo Thomas,

    super Bericht von diesem Shooting. Ich kann es quasi nachfühlen 😉
    Wahnsinn was alles möglich ist, wenn mehrere Menschen mit einer Leidenschaft (oder auch verschiedenen Leidenschaften) zusammen kommen und ein solches Projekt verwirklichen.

    Und wenn dann noch solche Ergebnisse dabei rauskommen, dann ist es für alle Beteiligten sicher der geilste Event überhaupt !

    LG Marcus

Hinterlasse ein Kommentar

Nicht gestattet!