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[:de]Schärfe um jeden Preis? Wie oft habe ich mit dieser Einstellung emotional kraftvolle Fotos in die Tonne getreten, nur weil diese nicht knack scharf waren! Ich weiß es nicht.
Man entwickelt sich ja als Fotograf mit den Jahren weiter. Früher war ich der Meinung, dass Schärfe einer der wichtigsten Faktoren in der Fotografie ist. Schärfe um jeden Preis!
Und um Unschärfe zu vermeiden, das Model bloß nicht bewegen lassen. Schön hin drapieren – alles starr und eingefroren. Nicht nur die Bewegung, sondern meist auch der Ausdruck. SCHRECKLICH!
Um das zu vermeiden fotografiere ich heute meine Models sehr oft in der Bewegung. So werden die Fotos viel authentischer. In der Aktion ist das Model nicht so sehr auf den Fotografen konzentriert und somit viel entspannter. Und deshalb kann man somit auch oft mehr vom eigentlichen Charakter der Person einfangen.
Dabei entsteht, je nach Kameraeinstellung und Aktion, die Bewegungsunschärfe. Und das finde ich perfekt, um dem Foto LEBEN einzuhauchen. Und das ist auch für mich der wichtigste Faktor in der Peoplefotografie. Fotos sollten leben, Emotionen transportieren.
Trotz der Bewegung blende ich aber auch auf und arbeite schon mal mit „längeren“ Belichtungszeiten. Sonst würde ich ja die Bewegung wieder einfrieren, was ich gerade nicht möchte.
Natürlich ist es schön, wenn trotz aller Unschärfe der bildwichtige Teil, also (in der Regel) das Gesicht, scharf ist! Aber eben nicht um jeden Preis.
So kommt es schon hin und wieder vor, dass ich bei dieser Herangehensweise zu viel riskiere und hin und wieder die Belichtungszeit doch zu lange wähle. Oder weil ich gerade dann fotografiere, wenn das Model nicht damit rechnet und zum Beispiel der Fokus mit der (zu) schnellen Kamerabewegung nicht mehr mitkommt. Und dann kann es schon einmal sein, dass es wenig (Grund)Schärfe in dem Foto gibt. Na und?
Ich betrachte meine Fotos heute eben anders. Erst mal mit dem Bauch! Nicht gleich in die 100%-Auflösung um die Schärfe zu checken. Ich frage mich erst einmal, ob das Foto Emotionen vermittelt.
Wenn ja, dann geht frühestens der „zweite Blick“ zur Schärfe. Wenn mich das Foto aber emotional berührt, würde ich es auch dann (nicht mehr) löschen, wenn das Gesicht der abgebildeten Person nicht zu 100% scharf ist.
Mein Tipp nach vielen Jahren der Fotografie: Emotion vor Schärfe!
Und hier bekommt ihr einfache Tipps, wie man Dynamik in´s Bild bringt:
https://www.spiegelschlag.eu/dynamik-in-der-peoplefotografie/
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