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Bewusster fotografieren!

Wir „reiferen“ Fotografen haben noch die analoge Fotografie erlebt. Da mussten wir zwangsläufig bewusster fotografieren. Denn Analogfilme waren recht teuer und die Entwicklung der einzelnen Fotos auch. Deshalb hat man früher zwangsläufig viel weniger Fotos gemacht, als heute. Und somit größtenteils auch bewusster fotografiert – weniger nur geknipst! Die Fotografie hat sich mit dem Einzug der digitalen Welt also sicher stark verändert.

Wie lange hat man damals gezögert, bis man auf den Auslöser gedrückt hat. Man ist nochmals um das Objekt herum gegangen, um die beste Perspektive zu suchen, zur Sicherheit nochmals den Sonnenstand gecheckt und vielleicht später an die Örtlichkeit zurück gekehrt. Oder man hat das „Model“ nochmals eine andere Pose einnehmen lassen.

Während man damals vielleicht mit 50-100 Fotos aus dem Urlaub zurück kam, schießen viele heutzutage sicher mehrere Tausend. Denn große Speicherkarten sind verfügbar und auch bezahlbar und somit gibt es keine Grenzen was die Bildanzahl betrifft – Feuer frei!

Was ich auch bei Workshops hin und wieder beobachten konnte: Traumhafte Locations und tolle Models lassen das Fotografenherz höher schlagen – die Leidenschaft der Teilnehmer ist grenzenlos.

Kaum hat sich das Model an der jeweiligen Location positioniert, klicken auch schon die Kameras im „Dauerfeuer-Modus“.
Auf mich wirken solche  Situationen wie der Startschuss zu einem 100m-Sprint. Volle Kanne los! Beim 100m-Lauf macht das ja auch Sinn. Hier sind nämlich der Weg und das Ziel vorgegeben. Links oder rechts ist da nicht möglich.

In der Peoplefotografie sind Weg und Ziel hingegen von sehr vielen Faktoren abhängig. Das Licht, die Perspektive, das Outfit, aber auch die Mimik/Pose des Models sind ausschlaggebende Faktoren für ein stimmiges und somit ansprechendes Foto.

Um bewusster zu fotografieren sollte man diese Faktoren aber erst mal wahrnehmen, um sie dann (ggf. in Zusammenarbeit mit dem Model) sinnvoll zu kombinieren. Die Zeit die ihr dafür verwendet ist gut investiert. Denn gravierende Fehler die bei der Fotografie gemacht werden brauchen unter Umständen sehr viel Zeit, Energie und Können, um diese bei der Bildbearbeitung wieder zu beheben soweit dies überhaupt möglich ist!

So wie in der guten alten Analogfotografie: Erst wahrnehmen, überlegen und dann fotografieren!

Wenn ihr es dem Model überlasst, wo es sich positioniert bzw. in welche Richtung es schaut, dann dürft ihr euch nicht darüber ärgern, wenn z.B. ein langer hässlicher Nasenschatten bis über die Lippen verläuft.

Aber natürlich muss man diese ganzen Dinge erst mal sehen. Vielleicht haben viele jungen Fotografen ihre Sehgewohnheiten gar nicht richtig trainiert? Und viele „alte Hasen“ durch die digitalen Fotografie wieder etwas verlernt? Verlernt, sich Zeit zu nehmen für die Gestaltung eines guten Fotos! Ich kann das nur vermuten, wissen tue ich es nicht.

Fotos die durch „drauflosfotografieren“ entstehen, sind auch nicht reproduzierbar. Das Ergebnis ist ja im wesentlichen vom Zufall abhängig. Somit bin ich daran auch nicht wirklich aktiv beteiligt. Wie kann ich mich da eigentlich weiter entwicklen?

Und gerade das bewusste Gestalten einer Szene macht doch die Fotografie aus. Das ist es doch was wir unter kreativ verstehen und was uns Fotografen mit Freude erfüllt, wenn wir das fertige Foto „in den Händen“ halten. Und dieses Gestalten, das Umsetzen dieser einen Idee im Kopf kann manchmal auch etwas dauern….

Und weniger ist (für mich) knipsen! Klar, manche haben auch keinen höheren Anspruch. Das ist natürlich ok. Ich spreche ja auch nicht von den Schnappschüssen aus dem Urlaub. Und schließlich geht es in der Fotografie ja darum, Spaß zu haben.

Ich aber möchte fotografieren und deshalb habe ich mich in den letzten Tagen sehr selbstkritisch hinterfragt. Auch ich kann mich sicher hin und wieder noch etwas mehr fokussieren. So bin ich bei meinem letzten Shooting mit weniger Speicherkarten im Gepäck losgezogen. Mich ganz bewusst in der Anzahl der Fotos limitiert. Mich gezwungen, alles noch bewusster wahrzunehmen, bevor ich auslöse. Und es hat auch noch weitere positive Effekte: Weniger Fotos sichten und somit eine schnelle und entspanntere Bildauswahl. Bewusster fotografieren!

Und es sind oft sehr einfache, aber wirkungsvolle Dinge, mit denen man Fotos ansprechender gestalten kann:
https://www.spiegelschlag.eu/blick-des-betrachters-lenken/

Und etwas Dynamik in´s Bild zu bringen ist auch immer eine sehr gute Empfehlung:

https://www.spiegelschlag.eu/tipp-dynamik-im-foto/ 

https://www.spiegelschlag.eu/dynamik-in-der-peoplefotografie/

Wenn ich euch mit diesem Beitrag etwas zum Nachdenken bringen konnte, dann war er die Mühe wert. Wenn ich euch mit der ein oder anderen Zeile provoziert habe, dann habe ich mein Ziel auch erreicht. Lasst es mich wissen, in Form eines „Gefällt mir“ oder eines Kommentars. Vielen Dank.

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