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Bildzuschnitt: entscheident für die Wahrnehmung von Porträts

Bildzuschnitt: entscheident für die Bildwirkung

Der Bildzuschnitt eines Porträts ist mehr als nur eine praktische Maßnahme. Er ist ein kreativer Akt, der das visuelle Erleben eines Porträts maßgeblich beeinflusst. 

Ich glaube, dass viele Fotografen unterschätzen, wie stark der Schnitt eines Bildes die Wahrnehmung verändert. Doch der Zuschnitt eines Porträts ist weit mehr als eine technische Entscheidung. Es ist ein zentrales gestalterisches Werkzeug, das die Bildwirkung entscheidend prägt. 

In diesem Blog-Beitrag erkläre ich, warum auch du dir, spätestens bei der Bildbearbeitung, darüber Gedanken machen solltest. 

Der Bildzuschnitt als gestalterisches Werkzeug

Ein Porträt ist immer mehr als nur das Abbild einer Person – es vermittelt Emotionen, Persönlichkeit und oft auch eine Geschichte. Der Zuschnitt eines Bildes hat enormen Einfluss darauf, wie diese Elemente vom Betrachter wahrgenommen werden. 

Viele Bildbearbeiter tendieren dazu, den Zuschnitt schnell und ohne viel Überlegung vorzunehmen: Sei es aus Zeitdruck oder der Annahme, dass der endgültige Bildausschnitt weniger entscheidend ist. Doch in Wirklichkeit kann der Zuschnitt einem Porträt eine ganz neue Tiefe verleihen oder die beabsichtigte Wirkung sogar völlig verändern.

Die Entscheidung, was im Bild zu sehen ist und was nicht, legt fest, wie der Betrachter das Porträt wahrnimmt. Der Zuschnitt bestimmt, ob der Blick des Betrachters auf das Gesicht gerichtet wird, oder ob die Umgebung mehr Raum erhält und mit der Person interagiert. Ein zu großzügiger Zuschnitt kann hingegen dazu führen, dass das Porträt an Intimität verliert und die Person im Bild eher anonym wirkt.

Das Verhältnis von Kopf zu Raum

Ein besonders wichtiger Aspekt beim Zuschnitt eines Porträts ist das Verhältnis des Kopfes zum restlichen Raum im Bild. Die Position des Kopfes im Bild hat einen enormen Einfluss auf die Dynamik des Porträts. Der klassische „Frontalzuschnitt“, bei dem der Kopf etwa in der Mitte des Rahmens platziert wird, sorgt für Symmetrie und Ausgewogenheit. 

Andererseits kann ein asymmetrischer Zuschnitt, bei dem der Kopf leicht an den Rand verschoben wird, eine interessante Spannung erzeugen. Diese Art von Zuschnitt vermittelt oft ein Gefühl von Bewegung oder Offenheit. Als ob die Person gleich aus dem Bild heraustreten würde. Solche kreativen Entscheidungen lassen das Porträt lebendig wirken und lenken den Fokus des Betrachters auf die Bilddetails.

Die Bedeutung des „negativen Raums“

Der „negative Raum“ (keine direkten Informationen über die abgebildete Person) spielt beim Zuschnitt eine ebenso wichtige Rolle wie die abgebildete Figur selbst. Durch die Wahl des richtigen negativen Raums kannst du die Wirkung des Porträts erheblich verstärken. Ein großzügiger negativer Raum kann Ruhe und Klarheit vermittel. Ein engerer Raum oft zu einem intensiveren, fast schon drängenden Gefühl führt.

Ein Beispiel: Wenn du bei einem Porträt viel Platz über dem Kopf der Person lässt, entsteht ein Gefühl von Weite und Freiheit. Das Bild wirkt offener, die Person scheint Platz zu haben, sich zu entfalten. Ein zu enger Zuschnitt, der den Kopf in den oberen Rand des Rahmens drängt, erzeugt hingegen das Gefühl von Beengtheit. Als ob der Betrachter in die Nähe des Gesichts gedrängt wird. Diese Art von Zuschnitt kann aber durchaus gewollt sein, um eine intensive, beinahe intime Atmosphäre zu schaffen.

Der Bildzuschnitt als Mittel zur Verstärkung der Emotion

Der Zuschnitt hat nicht nur eine visuelle, sondern auch eine emotionale Wirkung. Wenn du die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Details im Gesicht lenkst (z.B. Augen, Mund oder eine ausdrucksstarke Geste) kannst du die emotionale Tiefe des Porträts verstärken. 

Ein engerer Zuschnitt rückt die Person in den Vordergrund und verstärken so die Emotionen.

Ein großzügigerer Zuschnitt, der beispielsweise den Körper oder Teile der Umgebung mit einbezieht, kann die Geschichte hinter dem Porträt weiter erzählen und eine breitere Emotion vermitteln. Hier wird die Person in ihrem Umfeld verortet, was dem Bild eine neue Dimension verleiht. Ein solches Porträt kann das Gefühl von Zugehörigkeit, Isolation oder die Verbindung zu einem bestimmten Moment in der Zeit transportieren.

Bildzuschnitt und Kontext: Warum du ihn nicht isoliert betrachten solltest

Ein Porträt ist nie nur ein Bild des Gesichts; es ist immer auch ein Teil eines größeren Kontextes. Wenn du den Zuschnitt vornimmst, solltest du den gesamten Kontext berücksichtigen: Wie soll der Betrachter diese Geschichte wahrnehmen? Diese Fragen sind wichtig, um den richtigen Zuschnitt zu wählen und so eine ausgewogene und ausdrucksstarke Bildwirkung zu erzielen.

Wenn du dich für einen engeren Zuschnitt entscheidest, achte darauf, ob du dadurch die Wahrnehmung des Porträts in Bezug auf den Kontext änderst. Ein Porträt ohne den Kontext eines Raumes oder einer Umgebung kann die Person als isoliert erscheinen lassen. Ein Bild, das bewusst mehr von der Umgebung zeigt, dem Porträt aber eine narrative Ebene (sinnhafte Erzählung) hinzufügt.

Fazit: Der Bildzuschnitt als wichtiger Bestandteil des Porträts

Der Zuschnitt eines Porträts ist ein oft unterschätztes, aber immens wichtiges Element der Bildgestaltung. Er beeinflusst die Bildwirkung, das emotionale Erleben und die Wahrnehmung der abgebildeten Person entscheidend. Nimm dir also Zeit für den Zuschnitt. So kannst du nicht nur die ästhetische Wirkung des Bildes steuern, sondern auch die emotionale Tiefe und die narrative Komplexität des Porträts bereichern.

Letztlich ist der Zuschnitt nicht nur eine technische Entscheidung, sondern ein kreativer Akt. Durch ihn gestaltest du die Beziehung zwischen dem Betrachter und der abgebildeten Person und lenkst die Wahrnehmung auf subtile Weise.

Und oft hilft es schon, das Foto auf das Wesentliche zu beschränken, damit keine (unnötigen) Bildelemente vom Porträt ablenken. Hier findest du auch dazu einen Beitrag: https://www.spiegelschlag.eu/reduktion-auf-das-wesentliche/

Allgemeine Tipps zur Porträtfotografie findest du hier: https://www.fotomagazin.de/praxis/tipps-tricks/portraitfotografie-9-tipps-fuer-emotionale-bilder/

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