Das Thema Bildkomposition ist für mich eines der wichtigsten in der Fotografie. Insbesondere in der Peoplefotografie.
Nach vielen Jahren fotografischer Erfahrung gestalte bzw. inszeniere ich Fotos oft recht spontan und intuitiv. Gerade deshalb ist es auch für mich spannend, eines dieser Fotos im Nachhinein auf die Bildkomposition zu „untersuchen“. Ich finde dieses Foto ist dazu recht gut geeignet. Legen wir los!
Grundsätzliches
Zum einen benötigt ein Peoplefotograf eine ansehnliche Location. Das macht ja gerade der fotografische Reiz der Outdoor-Fotografie – gegenüber der Studio-Fotografie – aus.
Eine solche Location haben wir auf Mallorca entdeckt: Ein großes verlassenes Herrenhaus mit viel Flair und Charme. Wir sind begeistert.
Bildausschnitt/Perspektive
Eine der grundsätzlichen Herausforderungen in der Fotografie ist es, die Dreidimensionalität des Motivs in der zweidimensionalen Abbildung zu erhalten. Deshalb habe ich die Perspektive so gewählt, dass ich an der Gebäudefront entlang fotografiert habe. Damit bekommt der Betrachter einen sehr guten Eindruck von der Größe dieses Gebäudes. Die offene Blende (Tiefenunschärfe) unterstützt diesen Effekt.
Outfit
Um ein homogenes Bild zu gestalten sollte das Outfit des Models zum Umfeld passen. Diese edle Location braucht also auch ein edles Outfit.gut, dass wir diese Kleid mit der mächtigen Schleppe im Gepäck haben. Das Kleid hat zudem den Vorteil, dass es den Rücken und die Arme des Models nicht verdeckt. Das gibt dem Ganzen noch eine sinnliche Note.
Wenn man eine solche lange Schleppe tradiert, dann muss man sehr gut darauf achten, dass das nicht zu gleichmäßig erfolgt. Denn dann wirkt die Szenerie wieder gestellt!
Interaktion des Models mit der Location
Mir ist es immer sehr wichtig, dass im Foto etwas passiert, also nicht alles komplett statisch ist. Manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten, die Dynamik im Foto erzeugen. Das können wehende Haare oder ein Tuch sein oder auch, wie hier im Foto, die Bewegung des Models, beim Treppensteigen. Die Bewegung zeigt sich in der schwungvollen Linie von Oberkörper und Hintern. Durch das Treppensteigen bewegt das Model zusätzlich die Arme und bringt damit Spannung und Dynamik in die Schleppe.
Ich hätte das Model natürlich auch von vorne fotografieren können, aber abwärts wäre es für das Model etwas schwieriger gewesen und die Ansicht von hinten gibt der Szenerie etwas anonymes und bringt den Fotografen/Bildbetrachter in eine beobachtende Rolle. Zudem kommt so die sehr lange Schleppe besser zur Geltung.
Kontrasten
Auch Kontraste sind in einem Foto von großer Bedeutung. Deshalb war es mir sehr wichtig, noch ein recht großer Anteil des Himmels in das Foto einzubinden. Die blaue Farbe gibt einen wunderbaren Kontrast (Farbklecks) zu dem an sich farblich sehr eintönigen Foto. Die Wolken sorgen zusätzlich für etwas Dramatik.
Störende Bildelemente
Am Brunnen stand ein Zinkeimer, der nicht in die Szene gepasst hat und deshalb nachträglich weggestempelt wurde. Auch das kann Teil der Bildbearbeitung sein. Manchmal sind es kleinen Elemente mit großer (negativer) Wirkung, weil sie durch Beschaffenheit und/oder Farbe den Betrachter vom eigentlichen Motiv ablenken. Also: Weg damit!
Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Gedanken und Erklärungen einige Impulse und etwas Hilfestellung für künftigen Fotoprojekte geben.
Das sind natürlich nur meine Empfindungen und Betrachtungsweisen, die nicht in Stein gemeißelt sind. Jeder Fotograf darf und sollte in der Fotografie ein eigenes Empfinden für die Bildkomposition und somit Bildästhetik entwickeln.
Noch ein Tipp: Versucht das Foto generell nicht zu überladen. Reduziert eure Bildkomposition auf das Wesentliche: https://www.spiegelschlag.eu/reduktion-auf-das-wesentliche/
Be creativ.
Anmerkung:
In meine Beiträge investiere ich sehr viel Herzblut, um euch einen unzensierten und vor allen Dingen interessanten Einblick in meine langjährigen Erfahrungen in der Peoplefotografie zu geben. Ich hoffe sehr, dass mir das auch gelingt.
Eure Rückmeldung ist deshalb für mich sehr wichtig. Wenn euch der Beitrag gefällt, freue ich über ein Like oder einen (ehrlichen) Kommentar. Sicher kennt ihr weitere Fotografen, für die der Beitrag interessant wäre – einfach weiterleiten. Herzlichen Dank!